Wintergrün

Fotos Brigitte Fuchs

 

(…)

Wintergrün hängt an den Klippen,
Senkt in das Gestein,
In die harten Felsenrippen
Seine Wurzeln ein;

Hoch auf Warten, tief in Grüfte
Spinnt sein Netz es dicht,
Nährt sich von dem Hauch der Lüfte,
Braucht die Erde nicht.

So grünt in dem Sturm des Lebens
Uns die Poesie;
Sprich, wer lebte wohl vergebens,
Und erwarb doch sie! –

 

Joseph Christian von Zedlitz (1790-1862) österreichischer Offizier und Schriftsteller
Die drei letzten von 14 Strophen des gleichnamigen Gedichter, untertitelt mit: „An Grillparzer“

 

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16 Antworten auf Wintergrün

  1. quersatzein sagt:

    Um es gleich vorweg zu nehmen: Dir letzten zwei Zeilen von Herrn Zedlitz verstehe ich nicht:
    Wir leben doch nicht vergebens und die Poesie kann man auch nicht erwerben, sprich erlernen…
    Aber anregend finde ich die Strophen dennoch. :–)

    • Hausfrau Hanna sagt:

      Auch ich,
      liebe Frau Quersatzein,
      verstehe nicht wirklich, was die beiden letzten Zeilen bedeuten…
      Aber was ich aus eigenem Erleben weiss, ist, dass Poesie (und Musik!) helfen in schwierigen, stürmischen und belastenden Lebenssituationen.
      Mit einem herzlichen Gruss ins Wochenende
      Hausfrau Hanna

  2. Eva sagt:

    „Erwirb“ vielleicht im Sinne von „sich aneignen“ wie bei Goethes Spruch von dem Erbe der Väter, das man erwerben soll, um es zu besitzen. Und dennoch nicht vergebens gelebt zu haben, obwohl man vermeintlich so wenig oder zumindest auf so andere Weise im Leben wurzelt wie das Moos – das kann ein ganz subjektives Empfinden des Dichters sein. So etwa lese ich dieses Gedicht, und auch ich finde es anregend, denn ich liebe die Moose.

    Liebe Grüße von Eva

  3. quersatzein sagt:

    Deine Anmerkungen, liebe Eva, helfen mir sehr viel weiter im Verständnis der Dichterworte. Herzlichen Dank dafür!
    Moose finde ich ebenfalls faszinierend und schön.
    Einen lieben Gruss zu dir.

  4. andrea sagt:

    da bin ich ja beruhigt, … weil ich mich da auch plage mit dem verstehen.
    ich bin nun zu folgendem schluss gekommen:

    es wird von pflanzen gesprochen, die ohne erde auskommen (die auf stein und klippen usw leben können) – und mit diesen pflanzen wird die poesie gleichgesetzt: auch wenn das leben noch so rau und ohne nährende umgebung ist, gedeiht sie trotzdem.

    die beiden letzten zeilen lese ich dann so: man könnte niemanden nennen der vergebens gelebt hat (auch wenn das leben ein maximal steiniges war), wenn er die poesie „erworben“ hat.

    deine bilder: einladend wie immer! 🙂

    liebe grüße, andrea

  5. Gerhard sagt:

    Weiter gesponnen als Poesie wäre Kreativität
    Sie ist das Salz des Lebens!

    Liebe Grüsse
    Gerhard

  6. merlin sagt:

    schön, die erhellenden anmerkungen zum gedicht der ‚vorkommentatorinnen‘:-)
    wenn tatsächlich im sturm des lebens poesie zu blühen vermag, dann ist das wohl ein glücksfall. manchmal ermöglichen aber auch ’stürmische umstände‘ echten ausdruck, was der poesie, wie auch den schreibenden zustatten kommt.
    dass moose überlebenskünstler sind, beschreibt der autor eindrücklich.
    herzliche grüsse ins wochenende 🙂

  7. quersatzein sagt:

    Fein, dass du dich so eingehend mit diesen Zeilen beschäftigt hast, Merlin.
    Und das Ergebnis überzeugt mich sehr!
    Lieben Dank dir und frohe – und sonnige – Wochenendgrüsse.

  8. Sylvia sagt:

    wunderbares erfrischendes wintergrün!
    lieber gruß
    Sylvia

  9. quersatzein sagt:

    Ja, es ist so schön sanft und beruhigend. :–)
    Einen lieben Retourgruss zu dir.

  10. Sonja sagt:

    Genau, wie Sylvia betrachte ich die verschiedenen Winterpflanzen!
    Ganz oben links ist wohl eine Küchenschelle mit so grünlichen Blüten, da kenne ich hier eine geheime Stelle…
    Liebe Grüße von Sonja

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