Ode von Herbst und Lenz

Foto Brigitte Fuchs

 

Manche altern getrost, denn ihr Verblühen ist
leises Wachstum, und still tritt sie der Abend an.
Spätem Himmel entsank rosige Dämmerung,
und kein Schatten droht aus der Nacht.

Aber andere sind unter gebleichtem Haar
irr, entwurzelt, verjagt, krank an der Kindheit. Oft
am verschlossenen Tor knospender Gärten stehn
sie erschauernd, den Bettlern gleich.

 

Alfred Grünewald (1884-1942) österreichischer Schriftsteller

 

Dieser Beitrag wurde unter Bilder, Gedichte veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

14 Antworten auf Ode von Herbst und Lenz

  1. merlin sagt:

    die zeilen gefallen mir in ihrer differenziertheit.
    die beiden bäume auf deinem foto illustrieren treffend in ihrer verschiedenheit des austreibens. ein freund von mir sagt treffend: mit dem alter kommt nicht nur die ahv 😉
    einen unbeschwerten frühlingstag dir und herzliche morgengrüsse.

  2. quersatzein sagt:

    Ja, mit dem Alter kommen so viele diverse Sachen von Körperlichkeiten über Verwunderungen bis zu Weisheitsmomenten. :–)
    Und so fühlen wir uns auch unterschiedlich wie diese Bäume – je nach Befinden.
    Dir einen beschwingten Tag! Sei herzlich gegrüsst!

  3. mona lisa sagt:

    So wie wir unterschiedlich erwachsen werden, so altern wir auch in unterschiedlicher Form. Das ein oder andere haben wir in der Hand, manches allerdings entzieht sich unserer Einflussnahme. auch das ist ähnlich wie in der Pubertät, in der der Körper Formen annimmt, die wir kaum beeinflussen können.
    Also: annehmen, was wir nicht verändern können und beeinflussen, was in unserer Macht steht und dann mit dem Ergebnis weiterleben und das Leben genießen, soweit möglich.
    Herzliche Morgengrüße

  4. quersatzein sagt:

    Das hört sich gut und vernünftig an. Ja, tun wir, was möglich ist und uns bekommt!
    Einen lieben Gruss in deinen Tag, Mona Lisa.

  5. roswitha sagt:

    da schließe ich mich gerne mona lisa an. verfehlt finde ich, nur der vergangenen jugend nachzutrauern und sich den alltag im jetzt zu verderben. herrliche frühlingsgrüße sendet roswitha

  6. quersatzein sagt:

    Das passiert uns natürlich nicht, Roswitha. :–)
    Ebenfalls herrliche Frühlingstagsgrüsse.

  7. C Stern sagt:

    Ein sehr interessantes und schönes Bild, den Gegensatz der beiden Bäume empfinde ich als reizvoll.
    Ziemlich nachdenklich stimmt mich an manchen Tagen schon, wie schnell ich mich von den jungen Jahren entfernt habe.
    Aber natürlich geht es darum, anzunehmen, was nicht zu ändern ist und das Leben weiterhin möglichst bunt zu sehen und zu leben.
    Liebe Vormittagsgrüße, C Stern

    • quersatzein sagt:

      Danke, C Stern.
      Ja, das Altern stimmt uns manchmal wirklich nachdenklich oder melancholisch.
      Und nicht immer gelingt es uns, fröhlich und zuversichtlich zu sein.
      Aber wir bemühen uns. :–)
      Liebe Retourgrüsse zu dir.

  8. PepeB sagt:

    Krank an der Kindheit, das berührt mich, weil oft gesehen und erlebt.
    Nachdenklich,
    Petra

    • quersatzein sagt:

      Ja, das berührt mich auch. Das kann sich ein ganzes Leben lang auf Körper und Psyche auswirken.
      Und ich bin überaus dankbar, dass ich keine solche „Hypothek“ mit mir herumschleppen muss.
      Lieben Dank und Gruss zu dir.

  9. Hausfrau Hanna sagt:

    Ein Gedicht,
    liebe Frau Quersatzein,
    das zwei Seiten des Alters beleuchtet: Nachdenklich stimmend und Fragen aufwerfend…
    Mit lieben Grüssen in den Frühlingstag
    Hausfrau Hanna

  10. quersatzein sagt:

    So ist es, liebe Hausfrau Hanna.
    Und ich denke, dass wir uns mehr oder minder zwischen diesen Polen bewegen.
    Auch Ihnen einen lieben Gruss in den „Hochglanztag“.

  11. Sonja sagt:

    „krank an der Kindheit“- drum froh um jede Stunde therapeutischer Aufarbeitung, sonst wäre ich nicht mehr da, es war mir eine gute Lehre für Verständnis und Lebensfreude…
    Liebe Grüße von Sonja

  12. quersatzein sagt:

    Zum Glück konntest du deine Kindheitstraumata mit professioneller Hilfe gut bewältigen, Sonja.
    Sicher bist du gereift und gesundet daraus hervorgekommen.
    Einen lieben Gruss zu dir.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert