Noch einmal

Fotos Brigitte Fuchs: Brienzer Rothorn, gestern, am 28.6.2018 (leider nicht so sonnig und klar wie vor zwei Jahren)

 

Noch einmal ein flüchtiger Wandergesell –
Wie jagen die schäumenden Bäche so hell,
Wie leuchtet der Schnee an den Wänden so grell!

Hier oben mischet der himmlische Schenk
Aus Norden und Süden der Lüfte Getränk,
Ich schlürf es und werde der Jugend gedenk.

O Atem der Berge, beglückender Hauch!
Ihr blutigen Rosen am hangenden Strauch,
Ihr Hütten mit bläulich gekräuseltem Rauch –

 

Fotos Fuchs: So sah es vor knapp zwei Jahren am 17.7.2016 auf dem Brienzer Rothorn aus

 

Den eben noch schleiernder Nebel verwebt,
Der Himmel, er öffnet sich innig und lebt,
Wie ruhig der Aar in dem strahlenden schwebt!

Und mein Herz, das er trägt in befiederter Brust,
Es wird sich der göttlichen Nähe bewusst,
Es freut sich des Himmels und zittert vor Lust –

Ich sehe dich, Jäger, ich seh dich genau,
Den Felsen umschleichest du grau auf dem Grau,
Jetzt richtest empor du das Rohr in das Blau –

Zu Tale zu steigen, das wäre mir Schmerz –
Entsende, du Schütze, entsende das Erz!
Jetzt bin ich ein Seliger! Triff mich ins Herz!

 

Conrad Ferdinand Meyer (1825-1898) Schweizer Dichter
Text gefunden im Internet

 

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20 Antworten auf Noch einmal

  1. merlin sagt:

    schöne fotodokumentation!
    untermalt mit dramatisch pathetischen zeilen 🙂
    glg.

    • Quer sagt:

      Danke, Merlin. Ja, das Pathos ist offensichtlich in dieser Meyer’schen Bergschwärmerei. Na ja, die Berge haben eben immer auch etwas Erhabenes, Gravitätisches an sich – und Unberechenbares:
      Wir haben gestern den beissenden Wind und die wallenden Wolkenberge total unterschätzt…
      Herzlichen Gruss zu dir.

  2. Britta sagt:

    Bei so einer traumhaften Aussicht zu Tale zu steigen wäre auch mir Schmerz!
    Hab einen fröhlichen Freitag!
    Heitere Grüsse Britta

  3. Quer sagt:

    Zu Berge und zu Tale brachte uns die Sörenberg Bergbahn, liebe Britta. Es war viel zu kalt und windig für einen Auf- oder Abstieg.
    Lieben Gruss aus dem verhangenen Morgen.

  4. FrauWind sagt:

    Wolkenwetter hat aber auch seinen Charme. Danke für die Bilder. Ich kannte die Aussicht bisher nur aus der Sicht meines Sohnes, damals lag dem Berg ein Meer zu Füssen. z.B. so
    https://www.instagram.com/p/BLapo89jTbx/?taken-by=eliasboetticher
    https://www.instagram.com/p/BM963lMjp1J/?taken-by=eliasboetticher
    Schönen Tag dir und lieben Gruss

    • Quer sagt:

      Wow, liebe Frau Wind! Die Bilder deines Sohnes sind eine Wucht. Da war ganz eindeutig ein Profi am Werk!
      Danke fürs Zeigen und herzlichen Gruss.

  5. PepeB sagt:

    Atem der Berge, ja, das hat was! So hoch oben sein, weit zu blicken, ist selbst bei bescheidenerem Wetter eine Lust!
    Und die Farben …
    seufzt Petra ⛰

  6. sylvia sagt:

    da rüttelt vehement die sehnsucht an der herzenstür! diese Schweizer Berge… als ich ihnen vor jahren etwas näher kam, hats geregnet und sie hatten sich komplett verhüllt. schade! aber deine fotos bringen sie mir wieder in voller schönheit nah! danke dafür…
    lieber gruß
    Sylvia

    • Quer sagt:

      Tja, das Wetter kann man leider nicht zu einem Ausflug dazu bestellen.
      Schade, dass du so viel Pech hattest damit.
      Sei leib gegrüsst da oben im noch nicht so hohen Norden. 🙂

  7. Sonja sagt:

    So hoch wandert Ihr – und wieder runter! Boah, ich staune. Das Wetter ist leicht bis mittel unberechenbar in den Bergen. Ach, was war es das letzte Mal schön sommerlich. Vielleicht müsst Ihr noch mal hoch!?
    Gruß von Sonja

    • Quer sagt:

      Im Vertrauen gesagt, liebe Sonja, wir kraxelten nur da oben herum. Den Transport hinauf und hinunter besorgte die Bergbahn. Die muss man ja auch finanziell unterstützen. 😉
      Ja, vielleicht müssen wir irgendwann nochmal hoch…
      Lieben Gruss zu dir in die Weinberge.

  8. Szintilla sagt:

    Was für schöne Aufnahmen, trotz der Wolken.

    Liebe Grüße,
    Szintilla

  9. Syntaxia sagt:

    Wenn es auch nicht so sonnig war, das Blau des Wassers leuchtet wunderschön!
    Ein sehr feines Fleckchen Erde!

    Liebe Grüße,
    Syntaxia

  10. Gerhard sagt:

    zittert vor Lust … Das hätte heutzutage einen stark sexuellen Anklang und würde man wohl nicht so verwenden. Pathos ist auch immer so eine Sache oder 🙂
    Lieben Gruß
    Gerhard

  11. Klaus-Dieter Kowalsky sagt:

    eine tolle Dokumentation, mache es gut.

  12. Quer sagt:

    Danke fürs Lob, Klaus. Einen schönen Tag dir!

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