Laternen

Fotos Brigitte Fuchs

 

Spaziergang

Der Abend kommt mit Mondschein und seidner Dunkelheit.
Die Wege werden müde. Die enge Welt wird weit.

Opiumwinde gehen feldein und feldhinaus.
Ich breite meine Augen wie Silberflügel aus.

Mir ist, als ob mein Körper die ganze Erde wär.
Die Stadt glimmt auf: Die tausend Laternen wehn umher.

Schon zündet auch der Himmel fromm an sein Kerzenlicht.
… Gross über alles wandert mein Menschenangesicht –

 

Alfred Lichtenstein (1889-1914) deutscher expressionistischer Dichter

 

Foto Brigitte Fuchs

 

 

Dieser Beitrag wurde unter Bilder, Gedichte veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

18 Antworten auf Laternen

  1. merlin sagt:

    auf spaziergängen verschiedene stimmungen wahrnehmen ist immer schön.
    das leben des dichters war kurz. er fiel offenbar im 1. wk. wie so viele andere dieser generation auch. ein trauriges kapitel der geschichte.
    glg. in den tag (der enkel?).

  2. Quer sagt:

    Ja, Spazieren, Wandern, Erkunden sind schöne Unternehmungen.
    Ach ja, der Dichter Lichtenstein hatte nicht lange zu leben, so tragisch…
    Dir heute einen frohen Tag, Merlin!
    Ja, hier ist Enkelzeit angesagt. Es gibt da in der Nähe spannende Sandsteinhöhlen – das wäre vielleicht eine Option. (Das obige Bild stammt übrigens von einer früheren Wanderung im Appenzellerland – Herisau, die Pfade des Robert Walser…)

  3. PepeB sagt:

    Ein Spaziergang voller und zwar sehr feiner Empfindungen, zart, poetisch und die Weite umarmend. Einfach schön
    meint Petra

  4. Gerhard sagt:

    Mir ist, als ob mein Körper die ganze Erde wär.
    Das gefällt mir am besten!
    Der Dichter ist sehr jung gestorben.

    Gruß in den tag
    Gerhard

  5. nima sagt:

    bei den Zeilen und Fotos hüpft mein Herz ganz leicht und sommerlich … wunderschön ♥

    Ich wünsch dir einen wunderschönen ersten Dienstag im Juni ♥♥
    Alles Liebe
    nima

  6. Sylvia sagt:

    die wege werden müde – wie ist das seltsam ausgedrückt, aber es spricht mich sehr an. nun muss ich zugeben – bisher kannte ich den dichter Lichtenstein nicht. nun aber wenigstens eines seiner gedichte.danke schön!
    lieber gruß
    Sylvia

    • Quer sagt:

      Er ist wohl nicht allzu bekannt, zumal er auch kein grosses Werk schreiben konnte in der kurzen Lebensphase, die ihm beschieden war…
      Herzlichen Gruss zu dir, Sylvia.

  7. Syntaxia sagt:

    Die blühenden Laternen mag ich auch gern!
    Im Moment leuchten sie bei mir als Katzenminze, Ziersalbei und Lavendel auf dem Balkon. 🙂

    Liebe Grüße,
    Syntaxia

  8. Quer sagt:

    Laternen dieser Art leuchten im Moment besonders viele, oh ja.
    Herzliche Abendgrüsse zurück.

  9. Szintilla sagt:

    Was für ein schönes Gedicht und die tollen Fotos dazu. Dort lassen sich die Augen gut wie Silberflügel ausbreiten.

    Lieben Gruß zu dir,
    Szintilla

  10. Quer sagt:

    Ja, die Zeilen gefielen mir auch besonders gut zu den Bildern.
    Sei lieb und abendlich gegrüsst, Szintilla!

  11. Finbar sagt:

    Beeindruckende Zeilen …
    Vor allem das mit den
    Opiumwinden…
    Der erste Weltkrieg war
    leider das Ende vieler
    feiner Poeten.
    Herzliche Morgengrüße vom Lu

  12. Quer sagt:

    Danke, Lu.
    Genau so sehe ich das auch.
    Krieg ist furchtbar, entsetzlich, verheerend.
    Solche Zeilen sind vor solchem Hintergrund besonders wertvoll.
    Einen lieben Gruss zu dir.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert