Kalendergedicht

Foto Brigitte Fuchs

 

 

Flocken die hereinschneien
in den Tag wie im Märzen der Bauer
Längst spannte ihm die Zeit die
Rösslein aus jetzt scharren die Schafe
grüne Büschel aus dem Weiss
Bärlauch Lattich Löwenzahn noch
lesen wir aus unsern Kräutergärten
Heiterkeit und milden Zauber

 

 

Brigitte Fuchs
Aus „Es tanzt der Stein“, Gedichte, edition 8, Zürich 2014

 

 

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14 Antworten auf Kalendergedicht

  1. merlin sagt:

    ja, die zeiten ändern sich.
    wenigstens scheinen die kräutergärten noch verlässlich zu sein.
    für mich als küchenaffines wesen beruhigend.
    die schafe können uns mit ihren bescheidenen ansprüchen durchaus vorbilder sein…
    ich wünsche dir einen schönen (vor)frühlingstag! glg.

  2. Quer sagt:

    Da pflichte ich dir in allem bei, Merlin.
    Hab auch einen schönen Freitag und viel Kreativität in der Küche mit Petersilie, Rosmarin, Basilikum und Co. :–)
    Lieben Gruss.

  3. mona lisa sagt:

    Hier kommt die Zeit für Bärlauch, Lattich und Löwenzahn erst noch,
    hab bisher erst zarte Brennesseltriebe gesichtet.
    Hab einen Tag mit Heiterkeit und mildem Zauber 😉
    Herzliche Grüße

  4. Quer sagt:

    Ja, das stimmt. So weit ist es hier auch noch nicht ganz.
    Einen milden, zauberhaften Tag auch dir, Mona Lisa!
    Grüss dich!

  5. Andrea sagt:

    der stärkste eindruck dieses gedichts ist der von wehmut.

    auch – oder gerade weil der märz ja einen beginn, den anfang (frühling) kennzeichnet, wirkt diese wehmut noch stärker.
    sie entsteht aus dem blick zurück (und nicht nach vorne, wie ihn der märz nahelegen würde). es sind erinnerungen, die wie (die letzten schnee) – flocken aus einem vergangenen in den gegenwärtigen märz hereinschneien.
    heiterkeit und milder zauber – das sind ja die „waffen des alters“, also mit heiterkeit und dem milden zauber (den man in seinen blick legen kann?) wird diese wehmut über das vergangen-sein/die vergänglichkeit – auch von einem selbst – erträglich. Und (er)lesen können wir das in der beschränkung auf unser „hausgärtlein“, in dem sich ja immer noch ein wenig des ungezähmten, vom hergang der zeit nicht besiegbaren (?) erhalten hat.

    und dann liegt ja im letzten schnee, aus dem die schafe das grün zupfen, auch das wissen, dass am ende eines jahreslaufes wieder schnee kommen wird. (also das ist jetzt ein gutes stück übers gedicht hinausgedacht, aber es fällt mir dazu ein. das auch deshalb, weil es – ich meine nun, dass leben und sterben das elementare auf & ab sind – ebenso etwas tröstliches, weil gleichbleibendes, unvergängliches ist.)

    eigentlich ist das ein altersgedicht im gewand eines frühlingsgedichts, denk ich so bei mir.

    liebe grüße, andrea

  6. Quer sagt:

    Damit könntest du recht haben, Andrea, dass im Gedicht „die gute alte Zeit“ mit unserem fortschreitenden Alter (oder der Endlichkeit) korrespondiert. Auch wenn das Poem vor gut zehn Jahren entstand, als ich mich noch zu den „Jüngeren“ zählte. :–)

    Interpretieren darf sowieso jede und jeder so einen Taxt nach Lust und Laune.

    Dir einen lieben Gruss durch den heute zähen Hochnebel.

  7. Gerhard sagt:

    Der Lattich lässt auf sich warten. Da wo er hingeregnet letztes Jahr, nahe Feldweg und Wald, da ist noch nix.
    Vielleicht braucht er nen Huf, um zu kommen.
    Bei uns heisst er nämlich Huflattich 🙂

    Lieben Gruß
    Gerhard

  8. Quer sagt:

    Genau, Gerhard, gemeint ist auch im Gedicht der Huflattich.
    Allerdings hätte das dreisilbige Wort den Rhythmus im Gedicht gestört (und der ist mir ganz wichtig :–))

    Warten wir also geduldig, bis auch Bärlauch und Huflattich in den Frühlingsring steigen…

    Lieben Gruss zu dir.

  9. PepeB sagt:

    Was der Kalender vorgibt, setzt die Natur dann doch nach ihrem eigenen Kopf um. Und wir als Menschen interpretieren die Jahreszeiten, laben uns an lieblichen Düften auf der Fensterbank und träumen – auch mithilfe von feinen Gedichten.
    Ein poetisches Wochenende wünscht
    Petra

  10. Quer sagt:

    So ist es, Petra.
    Und so soll es auch bleiben. :–)
    Auch dir ein gehaltvolles Wochenende und herzliche Grüsse.

  11. Sonja sagt:

    Wie ein kleiner Garten aus Frühlingsgedichtwörtern, und die Schafe geben Wolle für solches Gewebe…
    Abendgruss von Sonja

  12. Quer sagt:

    Oh, das ist schön von dir gesagt, Sonja. Danke.
    Und Schafe passen tatsächlich besonders gut in Gedichte. :–)
    Lieben Abendgruss auch zu dir.

  13. Helmut sagt:

    „noch
    lesen wir aus unsern Kräutergärten
    Heiterkeit und milden Zauber“

    Oh ja, noch …
    Wie lange noch?

  14. Quer sagt:

    Hoffen wir, dass es noch lange möglich sein wird.

    Danke, Helmut. Sei lieb gegrüsst!

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