Fragen über Fragen

Kaum hatte der Landwirt am frühen Nachmittag des 19. August begonnen, das abgeerntete Getreidefeld zu pflügen, tauchten am Himmel vierzehn Störche auf, liessen sich hinter dem Traktor nieder und pickten mit ihren langen Schnäbeln gierig allerlei Kleingetier aus den Erdschollen.

 

 

Mir ist es ein Rätsel, woher die Störche, die in dieser Umgebung sonst nie gesichtet werden, erfuhren, dass genau hier ein Feld gepflügt wird. Auch habe ich keine Ahnung, woher die Vögel kamen, sie müssen von weit hergeflogen sein, denn in der Nähe gibt es keine Storchenkolonie.

Dann, nachdem sie sich den Bauch vollgefressen hatten, blieben sie bestimmt eine halbe Stunde wie angewurzelt in einer Reihe stehen. Auch das kann ich mir kaum erklären: zur Verdauung, aus Erschöpfung? Oder legten sie einfach eine längere Pause ein?

 

Schliesslich spazierten sie gemächlich auf dem Acker herum, wichen dem Traktor, der noch immer seine Bahnen fuhr, nur minimal aus, pickten sich da oder dort einen Schnabel voll auf oder staksten quer über das Feld, mal allein, mal in kleinen Gruppen.

 

Alle Fotos Brigitte Fuchs

 

Erst Stunden später, der Bauer hatte seine Arbeit längst verrichtet und die Sonne war bereits hinter dem Horizont verschwunden, war die Flotte plötzlich weg und wurde seither nicht wieder gesehen…

 

Brigitte Fuchs

 

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28 Antworten auf Fragen über Fragen

  1. Andrea sagt:

    Schöne Fotos und so schön beschrieben … und ja, das habe ich auch schon einmal beobachtet. Verblüffend auch für mich war dieses plötzliche Auftauchen und Verschwinden der Vögel.
    Liebe Grüße, Andrea

  2. quersatzein sagt:

    Vielleicht ist es gerade deshalb so spannend, weil wir es uns nicht wirklich erklären können. :–)
    Lieben Dank, Andrea, und schöne Grüsse zu dir.

  3. mona lisa sagt:

    Hier sind’s keine Störche, sondern meist ganze Kolonien von Krähen.
    Die Bauern lieben diese Tiere in ihrer Funktion als natürliche „Ungeziefervernichter“.
    Herzliche Morgengrüße

  4. quersatzein sagt:

    Krähen gibt es hier nur vereinzelt, aber eine Gruppe von Tauben erschien täglich, solange das Getreide reif war und nach dem Ernten im Stoppelfeld. Und auch die Spatzen bedienten sich scharenweise und kräftig an den Körnern.
    Herzliche Grüsse zurück zu dir.

  5. Bernhard sagt:

    Schon eine Seltenheit, so viele Störche in freier Natur zu sehen, liebe Brigitte,

    Du hast eine schöne Geschichte daraus gemacht.

    LG Bernhard

  6. Edith Hornauer sagt:

    Störche sind wundervolle Vögel. Wir haben im Ort schon so lange ich denken kann ein Storchennest auf einer Esse.
    Sie sammeln sich im August, bevorzugen für ihre Reise mehr die Landflüge, sie meiden großes Wasser. Dann fliegen sie im Schwarm und wenn sie durch Zufall Futterplätze finden, dann setzt Schwarmfressen ein. Die Ruhephase dient zum Kraftsammeln für den Weiterflug. 10.000 km kann das Ziel weit sein. Doch sie kommen immer wieder in ihre Heimat zurück. Zuerst das Männchen, es baut am Nest rum, damit sein Weib es gut vorfindet. Störche sind sich treu. Auch deren Kinder kommen in die Gegend zurück, in der sie geboren wurden.
    Dies habe ich alles mal von einem Storchbeauftragen gehört, den ich zu einem Vortrag in die Bibliothek eingeladen hatte. Wir saßen alle im Bibliothekshof mit direktem Blick aufs Nest. Es war ein toller Vortrag. Er hat noch viel mehr erzählt, aber das sprengt dann hier den Kommentar, lach.
    Ich hoffe, ich konnte ein wenig aufklären. Hier gibt es übrigens rundum überall Storchennester…

    Herzlichst, Edith

    • quersatzein sagt:

      Vieles von dem, was du uns zu berichten weisst, liebe Edith, habe ich auch schon gehört oder gelesen.
      Dass sie per Zufall auf das Ackerfeld stiessen, scheint mir logisch zu sein.
      Bestimmt ist das die Erklärung für diesen „Aufmarsch“.
      Dir ein Dankeschön, auch für die schöne Geschichte mit dem Storchenbeauftragten.
      Wir besuchen jeweils ein- bis zweimal im Jahr die Storchenkolonie im aargauischen Murimoos, wo ein grosses Naturgebiet für die Störche zur „zweiten“ Heimat geworden ist.

      Herzlichen Retourgruss zu dir.

  7. Eva sagt:

    Solche Bilder haben wir hier auch jedes Jahr um diese Zeit, wenn sich die Störche noch letzte Kraft anfressen und sich zur großen Reise nach Afrika versammeln. Die deinen sind vielleicht schon unterwegs gewesen und haben Zwischenstation eingelegt.

    Liebe Grüße von Eva

  8. quersatzein sagt:

    Genau, Eva, das könnte zutreffen, so, wie es auch Edith vermutet.
    Jedenfalls scheint ihnen die „Zwischenverpflegung“ sehr willkommen gewesen zu sein.

    Dir lieben Dank und frohe Grüsse.

  9. merlin sagt:

    interessant und beeindruckend!
    eine art von schwarmintelligenz.
    der bauer macht die vorarbeit und die störche ernten 🙂
    eine schöne geschichte!
    herzliche morgengrüsse zu dir 🙂

  10. quersatzein sagt:

    Du sagst es, Merlin.
    Die Tiere wissen wohl instinktiv, was für sie von Nutzen ist.
    Und der Bauer hatte sicher nichts gegen diese natürliche Dezimierung von „Ungeziefer“.
    Das ist doch für beide Seiten eine gute Sache.
    Vielen Dank und ebenfalls herzliche Grüsse in den Tag.

  11. Hausfrau Hanna sagt:

    Was für eine,
    liebe Frau Quersatzein,
    schöne Begegnung mit Störchen, die auf dem Weg in den Süden einen Halt auf dem Getreidefeld eingelegt haben:
    Danke für diese spannende und besondere Beobachtung, die Sie in Wort und und Bild ‚festgehalten‘ haben! 🙂
    Einen lieben Gruss in den Freitag
    Hausfrau Hanna

  12. Gerhard sagt:

    Das untätig rumstehen kenne ich auch von Insekten etwa Schmetterlingen. Vielleicht warten sie nur auf einen Anstoß.

    Liebe Grüße Gerhard

  13. quersatzein sagt:

    Das kann gut sein, Gerhard.
    Das hat bestimmt seinen berechtigten Grund.

    Liebe Grüsse zurück zu dir.

  14. Luitgard sagt:

    Störche – sind sehr schöne Vögel! Wir wohnen hier am Rand vom Elsaß – und wir haben hier genau so viele Störche wie auf der anderen Rheinseite. Und unsere Störche haben den gleichen Rhythmus, wie die, die Du beschreibst. Vielleicht waren Deine Störche auf der Durchreise ? Und haben eine Rast eingelegt ?
    Wir haben hier im Dorf immer eine wachsende Zahl. Dieses Jahr hatten wir 25 Storchenpaare zu Besuch.

    Vielleicht geben sie sich die Meldung weiter, wo gerade ein Bauer pflügt ?
    Wir verstehen vielleicht die „Weitergabe“ der Störche nicht, wer weiß das schon ?
    Viele Grüße Luitgard

  15. quersatzein sagt:

    Danke, Luitgard, für deine schönen Beobachtungen und Vermutungen.
    Ich denke auch, dass wir nicht alle Rätsel und Mysterien, die in der Natur vorkommen, restlos klären müssen.
    Ja, vielleicht haben Vögel und andere Tiere ihre ganz eigenen Kommunikations-Praktiken, die wir Menschen nicht mal ansatzweise kennen…
    Das ist doch auch gut so.
    Dir einen erfreulichen Taqg und liebe Grüsse.

  16. Sonja sagt:

    Schön storchwild, diese Beobachtungen!
    Ihr Verhalten ist nicht mehr so ganz uralt instinktiv, sondern der Neuzeit angepasst, flexibel eben. Auch hier tauchen plötzlich ganze Storchenschwärme auf….und sind dann weg.
    Gruß von Sonja

  17. quersatzein sagt:

    Oh ja, Sonja, ganz sicher passen sich die Tiere der Umwelt und deren Veränderungen an. Sie hätten wohl sonst keine grossen Überlebenschancen.
    Hab Dank für diese „Erweiterung“ des Denkhorizonts.
    Und sei lieb gegrüsst!

  18. seelenruhig sagt:

    Ein Rätsel…danke fürs Zeigen! Geheimnisvoll auch hier in der Toskana das laute Geräusch der Zikaden. Bei einer bestimmten Temperatur sind sie zur Stelle.
    In Erinnerung und weil wir so schöne Urlaubszeit haben, begannen wir das Hörspiel „Zikaden“ von Ingeborg Bachmann zu hören….
    Urlaubsgrüße von Ellen

  19. quersatzein sagt:

    Ja, Ellen, es gibt so viel Schönes und Rätselhaftes um uns herum.
    Hach, in der Toskana wäre ich jetzt auch gerne! :–)
    Habt eine fröhliche Zeit mit Zikaden in jeder Form und dem südlichen Flair!
    Herzlichen Gruss.

  20. Carola Joswig sagt:

    Liebe Brigitte,

    was für eine schöne Beobachtung! Und die Bilder sind herrlich. Ich mag Störche gern, solange sie meine kleine Froschfamilie im Garten verschonen ;-).

    Einen herzlichen Gruß ins Wochenende, bin gespannt, womit Du uns weiter überraschst.
    Carola

  21. quersatzein sagt:

    Oh ja, deinen Fröschlein im Garten soll es möglichst nicht an den Kragen gehen, liebe Carola!
    Auf dem Acker draussen sind Adebar und seine Kumpane besser bedient…

    Hab auch ein schönes, ereignisfrohes Wochenende!
    Herzlichen Dank und lieben Gruss.

  22. Syntaxia sagt:

    Ähnliches habe ich hier auch einmal fotografiert. Ich denke, dass die Störche klug sind und wissen, dass es etwas zu holen gibt, wenn der Bauer mit dem Traktor…
    Ebenso habe ich es auf dem Berg mit den Habichten erlebt. Da haben sich etliche bedient, während der Bauer das Heu wendete.

    Zum Staunen schön, wenn man dabei war und es auch noch fotografieren konnte!

    Liebe Grüße,
    Syntaxia

  23. quersatzein sagt:

    Ja, das war ein spannender Nachmittag, den wir mit den Störchen erleben durften.

    Einen lieben Wochenendgruss zu dir, Syntaxia.

  24. Helmut sagt:

    Schön, dieser Besuch – vielleicht aus Süddeutschland! Da gibt es seit 30, 40 Jahren (oder länger) Storchenkolonien. Aber woher sie auch kamen, sicherlich eine sehr schöne Erfahrung!

    Liebe Grüße
    Helmut

  25. quersatzein sagt:

    Das kann natürlich gut sein, Helmut. Die Richtung nach Süden würde stimmen. :–)
    Eine tolle Erfahrung war es auf jeden Fall.
    Sei lieb gegrüsst!

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