Ein losgerissener Baum

Fotos Brigitte Fuchs: Sturmholz

 

Weithin vom rasenden Sturm getragen
Aus trautem Waldgeheg
Liegt er verscheidend am Weg.
Durch den Wipfel, der einst so kühn
Gen Himmel getragen sein Grün,
Rauschen jetzt einsam Todesklagen.

Schmerzlich zucken die Blätter, durchzittert
Vom leisen Windeshauch,
Aus niedrem Strauch
Kriecht der Wurm
Preisend den Sturm,
Der dies stolze Leben zersplittert.

Wenn dein Mut von den Stürmen und Wettern
Des Schicksals besiegt
Sterbend erliegt,
Dann mehrt sich dein Leid
Durch Lieblosigkeit
Und Hohn, die dich gänzlich zerschmettern!

 

Eugenie Marlitt, geb. als Friederieke Henriette Christiane John (1825-1887) deutsche Schriftstellerin und Dichterin

 

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20 Antworten auf Ein losgerissener Baum

  1. waldviertelleben sagt:

    hier stürmt es auch. aber bäume werden wohl nicht brechen.
    liebe grüße durch die nacht
    ingrid

    • Quer sagt:

      Das war vor allem auch die Last des Schnees vor einiger Zeit. Ich war erschüttert, wie viele Bäume, vor allem am Waldrand, ganz oder teilweise so gefällt wurden.
      Lieben Gruss zu dir in den Morgen.

  2. merlin sagt:

    sturm und baum – immer wieder ein kampf auf biegen und brechen…
    glg. und einen sturmfreien tag… 😉

  3. Quer sagt:

    Ja, so ist es leider. Hier haben Schnee und Wind arg gewütet.
    Heute wird es aber ruhig bleiben.
    Dir auch einen netten Tag!

  4. mona lisa sagt:

    Text und Bild passen so gut zusammen
    Für mich ein Aufruf zu Mitgefühl und Achtsamkeit.
    Herzliche Morgengrüße

  5. PepeB sagt:

    Das Dilemma der Bäume: Sie können nicht fliehen oder sich bei Sturm und Schnee in Sicherheit bringen. Aber wie die Dichterin schon andeutet: Für Würmer, aber auch Pilze und andere Bodenlebewesen ist ein solcher Baumbruch natürlich ein „Festmahl“!
    Es grüßt aus einem Vorfrühlingstag
    Petra

    • Quer sagt:

      Genau, und je weniger biegsam sie sind, umso gefährdeter sind sie.
      Vielleicht ist das aber, wie du sagst, eine Chance für andere Lebewesen.
      Grüsse zu dir aus einem trockenen, aber stark bewölten Donnerstag.

  6. Hausfrau Hanna sagt:

    Ein starkes Gedicht,
    liebe Frau Quer,
    das mitnimmt und aufwühlt.
    Wie auch die Bilder der von Sturm und Schneefall geknickten Bäume.

    Einen guten und ruhigen Tag und liebe Grüsse aus der Stadt
    Hausfrau Hanna

  7. sylvia sagt:

    oweh, das geht mir ans herz,
    so ein schöner baum. tut mir leid!
    lieber gruß
    Sylvia

  8. Finbar sagt:

    Stürme sind vor allem für unsere Bäume immer eine schwere Prüfung. Wie ist Ihre Standfestigkeit?!
    Dieser Baum wurde schwer verletzt…
    Herzliche Grüße vom Lu

  9. Quer sagt:

    Ja, manche sind tatsächlich ganz entwurzelt umgestürzt.
    Einige stehen immerhin noch einigermassen aufrecht.
    Einen lieben Nachmittagsgruss zu dir.

  10. Britta sagt:

    Ja, heute braucht man starke Wurzeln. Nachts bin ich erwacht und dachte, es weht mir das Dach vom Kopf. Deine Fotos sind beeindruckend!
    Heitere Grüsse Britta

  11. Quer sagt:

    Oh ja, ein Sturm kann sehr beängstigend sein mit seinen brachialen Geräuschen.
    Danke, Britta: Dir einen ruhigen Tag und liebe Grüsse!

  12. Gerhard sagt:

    Die letzte Strophe ist sehr herb.
    Als gäbe es immer noch ein jeweils tieferes Unten …

  13. Anna-Lena sagt:

    In unserem märkischen Sandboden knicken die dünnen Baumstämme manchmal wie Streichhölzer. Zu große Trockenheit und zunehmende Stürme machen den Wald kaputt.

    Ob wir das alles noch wieder in Orte des Lebens zurückverwandeln können oder schauen wir der weiteren Umweltzerstörung hilflos zu? Es ist traurig und wenig hoffnungsvoll.

    Einen lieben Gruß dir!

  14. Quer sagt:

    Auch hier könnte die Trockenheit während des Sommers einen entscheidenden Einfluss gehabt haben.
    Es ist wirklich schade um jeden dieser „gestandenen“ Bäume.

    Einen lieben Retourgruss zu dir.

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