Die Kopfweide

Foto Brigitte Fuchs

 

Es steht die junge Weide nah am Bach
und lässt mich froh an früher denken,
ans Spiel im Ried, frei von Bedenken,
ein wunderbarer Kinderdschungel, ach!

Die alten Leute flochten Körbe, Zainen,
robuste, süsse Bettchen für die Kleinen.
Man nahm die eingeweichten Ruten
und flocht sie bis zum Fingerbluten.

Oft schnitt zum Kopf man jene Weiden.
Die Zweige waren lang und dünn, fast kahl sogar,
und sahen aus wir wirres, ungekämmtes Haar.
Ich mag die Wuschelköpfe gerne leiden.

 

Brigitte Fuchs

 

Foto Brigitte Fuchs

 

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22 Antworten auf Die Kopfweide

  1. Britta sagt:

    Wunderbar gereimt und bebildert. Schön, wer einen Kinderdschungel in seinen Erinnerungen trägt.
    Heitere Grüsse Britta

  2. waldviertelleben sagt:

    korbflechten hat im waldviertel tradition. in der nähe hier gibt es eine werkstatt und auch weiden werden gepflanzt. die kopfweiden sind sehr selten geworden.
    liebe grüße zu dir
    ingrid

    • Quer sagt:

      Im St. Galler Rheintal und im angrenzenden Vorarlberg war das auch so.
      Ich kann mich an wunderbare Korbflechtarbeiten erinnern.
      Ob es heute noch Werktätten dafür gibt, kann ich nicht sagen. Schön wär’s.
      Zum Teil wird altes Handwerk ja wieder gepflegt.
      Ebenfalls liebe Grüsse zu dir.

  3. merlin sagt:

    wie schön sind deine erinnerungen!
    weidenkörbe, korbflechter sind selten geworden.
    es ändern sich die zeiten.
    der wald war mein knabenterrain 🙂
    e guete sonntig dir und glg.

    • Quer sagt:

      Wir wohnten ja damals in einem Dorf am Rhein, das den Namen den Weiden verdankte: Widnau (abgeleitet von „Widenouwe“, was „mit Weiden bestandene Aue“ bedeutet). Das ganze Rheinvorland war dschungelartiges Riedland. Ein Paradies für uns.
      Für Waldgänge mussten wir ins Nachbardorf Heerbrugg…
      Dir auch einen schönen Sonntag und liebe Grüsse.

  4. Eva sagt:

    „Kinderdschungel“ ist so ein schönes Wort, es weckt sofort Erinnerungen in mir, denn ich hatte auch einen solchen. Täusche ich mich, oder hatten wir als Kinder wirklich mehr Freiheit, als Kinder heute haben?

    Liebe Grüße von
    Eva

  5. Quer sagt:

    Du täuschst dich bestimmt nicht, Eva. Wir waren als Gruppe von Kindern fast immer allein unterwegs, im Ried, am Rheinufer (noch keines von uns konnte schwimmen), bei den Pferdekoppeln, etc.
    Das wäre heute kaum mehr möglich.

    Sei ebenfalls lieb gegrüsst!

  6. Mona Lisa sagt:

    Mein Kinderdschungel lag in der Stadt.
    Wenn’s dunkel wurde, mussten wir zu Hause sein.
    Sonst waren wir uns selbst überlassen.
    Ich mochte diese Freiräume.
    Dir einen traumhaften Sonntag

    • Quer sagt:

      Sicher auch ein spannendes Spielfeld.
      Und es gibt Parallelen. Ja, Freiräume hatten wir genug.
      Hab auch einen schönen Sonntag. Hier liegt noch der Nebel.

  7. Roswitha sagt:

    erinnerungen werden wach: stundenlanges durchstreifen von unwegsammen gelände, irgendwo seltsamen häuschen bauen, in der dämmerung schnell nach hause laufen. später nahm ich einmal an einem korbflechtekurs teil, schwer war es ein festes gebinde zu gestalten. diese kopfweiden müssen ständig geschnitten werden und es gibt nur noch wenig nutzerinnen und nutzer, so verschwinden sie.
    hab einen schönen sonntag, liebe brigitte, gruß roswitha

    • Quer sagt:

      Danke für diese schönen Schilderungen, Roswitha, sie ergänzen und bestätigen meine Jugend-Erinnerungen.
      Auch dir wünsche ich einen schönen, angenehmen Sonntag!
      Lieben Gruss.

  8. Gerhard sagt:

    Ja, diese Weiden sind ganz eigenartig und eigenwillig.
    Danke für diese Ode und die feinen Erinnerungen.
    Gerhard

  9. Quer sagt:

    Gern geschehen, Gerhard.
    Ebenfalls danke und liebe Grüsse.

  10. Valentina sagt:

    Oh diese Weiden
    mocht ich immer schon gern leiden.
    Eigenwillig in verschiedensten Formen
    wachsen sie ganz nach eigenen Normen.
    Liebe Grüsse in den Sonntagabend!

  11. Quer sagt:

    So ist es, Valentina. Sie haben sozusagen ihren eigenen Kopf. :–)
    Lieben Sonntagabendgruss zu dir.

  12. Sonja sagt:

    Wundervolle Kindersachen! Erinnerungen daran erwachen mehr und mehr.
    Hier im nahen Örtchen Hamm am Rhein lebt auch noch ein alter Korbflechter, von dem ich einen fast unzerstörbaren Einkaufskorb erstand. Die Kopfweiden wachsen jedoch kaum mehr hier, weil man sie nicht lässt.
    Liebe Grüße
    Sonja

  13. Quer sagt:

    Dankeschön, Sonja.
    Ja, dieses alte Handwerk wird wohl aussterben wie so viele andere…
    Lieben Gruss.

  14. PepeB sagt:

    In Ostwestfalen haben wir auch jede Menge Kopfweiden, ich finde sie wunderbar, die Wuschelköpfe. Dein Gedicht beschreibt genau, wie hier mit ihren Zweigen gearbeitet wurde und wird.
    Liebe Grüße Petra

  15. Quer sagt:

    Freut mich, Petra, dass diese Handwerkskunst bei euch noch angewendet wird.
    Einen lieben Abendgruss zu dir.

  16. Helmut sagt:

    Eine ganz uralte Technik! Wahrscheinlich älter als das Töpfern. Womöglich brauchte man Weidengeflechte zum Verschmieren des Tons!

    Liebe Grüße
    Helmut

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