Monatsarchive: Oktober 2024

Drei Grazien

Foto Brigitte Fuchs

 

 

Die Spannung steigt und auch der Neid:
Beim Nachbarn steht im Festtagskleid
ein Hahn, ein prächtiger, ein neuer.

Und dieser facht das Liebesfeuer
bei den drei Hühnerdamen an,
bis jede denkt: Das wär mein Mann!

 

 

Brigitte Fuchs

 

Veröffentlicht unter Bilder, Kapriolen | 24 Kommentare

Wenn man nur …

Fotos Brigitte Fuchs

 

 

Wenn man nur die wahre von der falschen Liebe unterscheiden könnte, so, wie man essbare von giftigen Pilzen unterscheidet! Mit Pilzen ist es so einfach – man salzt sie gut ein, legt sie zur Seite und wartet geduldig. Aber bei der Liebe – sobald man auf etwas gestossen ist, das auch nur die entfernteste Ähnlichkeit damit aufweist, ist man vollkommen sicher, dass es nicht nur ein echtes Exemplar ist, sondern vielleicht der einzige noch nicht gepflückte echte Pilz. Es braucht eine schreckliche Menge giftiger Pilze, bis man einsieht, dass das Leben nicht ein grosser, essbarer Pilz ist.

 

 

Katherine Mansfield (1888-1923) neuseeländische Schriftstellerin

 

Veröffentlicht unter Bilder, Texte | 16 Kommentare

Oktoberernte

Fotos Brigitte Fuchs

 

Rings in den Dörfern

sind die Früchte überreif –

Ich ernte Bilder

 

Brigitte Fuchs

 

Fotos Brigitte Fuchs

 

Veröffentlicht unter Bilder, Haiku | 16 Kommentare

Blumenstrauss

Foto Brigitte Fuchs

 

 

Einen Blumenstrauss verschenken, einem armen Menschen zuhören, ein Kind erfreuen oder einem Menschen durch Verstehen helfen, dasein für irgendeinen, den Gott verliess und der sich auf dieser schrecklichen Welt nicht mehr zu trösten weiss, dem sie alle hinweggelaufen sind, das sind die grossen Dinge des Lebens!
Die ganz kluge Welt mit ihren Examen und Armeen und Richtern aller Sorten ist nicht das Grosse und Notwendige.

 

 

Helene Böhlau (1856-1940) deutsche Schriftstellerin und Vorkämpferin für Frauenrechte, verheiratet mit Omar al Raschid Bey
Aus ihrem Roman „Das Haus zur Flamm“ 1907

 

Veröffentlicht unter Bilder, Texte | 18 Kommentare

Anagramm-Zweizeiler 608

Foto Brigitte Fuchs

 

„Ohne Krimi geht die Mimi nie ins Bett.“

 

oder

 

HOER, KUNDIGER MOND:

KEINE MORDDROHUNG!

 

Brigitte Fuchs

 

Veröffentlicht unter Anagramme, Bilder | 22 Kommentare

Haiku

Foto Brigitte Fuchs

 

 

Wenn im dunklen Wald

irgendeine Beere fällt,

klatscht das Wasser auf.

 

 

Shiki (1866-1902) japanischer Haikudichter

 

Foto Brigitte Fuchs

 

 

Ohne Windeshauch

fallen vom Paulownia-Baum

schon die Blätter ab

 

 

Bonchô (gestorben 1714) japanischer Haikudichter

 

Foto Brigitte Fuchs

 

Veröffentlicht unter Bilder, Haiku | 18 Kommentare

Erlebnis

Foto Brigitte Fuchs

 

 

In des Sommers reifer Lust
überkam dich Herbst. Du neigtest,
wissend und doch unbewusst,
Haupt und Blick. Im Schreiten zeigtest
du mit ausgestreckter Hand
auf ein Beet mit hellen Blüten;
standest plötzlich wie gebannt,
und mit Worten, die sich mühten,
sprachst du bittend: „Sing die Weise,
die du einmal mich gelehrt.“
„Welche?“ fragt‘ ich abgekehrt.
„Von der Demut“, klang es leise.

 

 

Alfred Grünewald (1884-1942) österreichischer Schriftsteller und Lyriker

 

Foto Brigitte Fuchs

 

Veröffentlicht unter Bilder, Gedichte | 18 Kommentare

Limerick 155

Foto Brigitte Fuchs

 

Max Schnell war per Bike auf der Strecke.
Er liebte die Dörfer und Flecke.
Ein Parkplatz fürs Rad,
der fehlte ihm grad.
Der sei, las er, hier um die Ecke.

 

Brigitte Fuchs

 

 

 

Fotos Brigitte Fuchs

 

 

Veröffentlicht unter Bilder, Kapriolen | 18 Kommentare

Das Zeichen

Fotos Brigitte Fuchs

 

Und wie wir uns ersehen,
Tief eins ins andre gehen,
Es bleibt doch nicht bestehen:
So wenig wie ein Kuss.

Es bleibt um Brust und Wangen
Nichts von so viel Verlangen,
Kein Zeichen bleibet hangen
Auch von so vielem Glück.

Und trügest du ein Zeichen,
Ein purpurrotes Zeichen
Es müsste auch verbleichen,
Es ginge auch dahin!

 

Hugo von Hofmannsthal (1874-1929) österreichischer Lyriker, Dramatiker und Erzähler

 

Veröffentlicht unter Bilder, Gedichte | 22 Kommentare

Trau, schau, wem

Foto Brigitte Fuchs

 

 

Trau, schau, wem –
Unbequem.
Trau keinem mehr –
Das geht schon eh’r;
Trau unbekümmert allen –
Möcht‘ mir am besten gefallen.
Zum Wahlspruch hatt‘ ich mir’s genommen,
Doch ist mir’s oft nicht gut bekommen.

 

 

Bruno Alwin Wagner (1835-1917) deutscher Theologe, Gymnasiallehrer und Philologe
Aus „Gesammelte Reisesprüche für die Wanderung durch das Leben“, 1903

 

Foto Brigitte Fuchs

 

Veröffentlicht unter Bilder, Texte | 16 Kommentare