Archiv der Kategorie: Texte
Kraut der Heilung und des Lebens
Foto Brigitte Fuchs: Kräutergarten beim Kloster Schönthal, Langenbruck/BL
Wie manche dunkle, wunderbare Sehnsucht im Menschen, z.B. nach einer Reise, nach einer gewissen Gegend hin, nach einer Handlung, nach einem Buch – ist ein ähnliches erwachendes Bewusstsein von einem irgendwo grünenden Kraute der Heilung und des Lebens.
Otto von Loeben (1786-1825) deutscher Dichter der romantischen Bewegung, Freund und Wegbereiter von Joseph von Eichendorff, gehörte später dem Dichterkreis um Ludwig Tieck an.
Fotos Brigitte Fuchs
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Wanderpläne
Foto Brigitte Fuchs
Das schönste an Wanderplänen ist, dass man sie umstossen kann. Niemals sich binden. Wandern ist kein zielbewusstes Reisen. Wandern ist Laune, Willkür, Erleuchtung des Augenblicks, heute hier, morgen dort, starre Wanderpläne sind Sünde gegen den heiligen Geist.
Josef Hofmiller (1872-1933) deutscher Schriftsteller und Nietzsche-Forscher
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Auf der Mauer
Foto Brigitte Fuchs
Auf der Mauer, auf der Lauer
sitzt ´ne kleine Wanze.
Auf der Mauer, auf der Lauer
sitzt ´ne kleine Wanze.
Seht euch nur die Wanze an,
wie die Wanze tanzen kann!
Auf der Mauer, auf der Lauer
sitzt ´ne kleine Wanze.
Fotos Brigitte Fuchs: Feuerwanzen, am Karfreitag gesehen auf einer Gartenmauer
Auf der Mauer, schaut genauer,
sitzen viele Wanzen.
Auf der Mauer, schaut genauer,
sitzen Feuerwanzen.
Seht euch nur die Wanzen an
wie sie fort sich pflanzen dann!
Auf der Mauer, auf der Lauer
sieht man sie beim Tanzen.
Zusatzstrophe von Brigitte Fuchs
Foto Brigitte Fuchs
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Der Frühling ist da.
Fotos Brigitte Fuchs
Ich wandere den ganzen Tag, um den Frühling zu suchen und meine Schuhe gehen kaputt. Am Abend habe ich den Frühling noch nicht gefunden. Ich kehre heim und sehe eine Kirschblüte in meinem Garten. Der Frühling ist da.
Weisheit aus China
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Denkspruch
Foto Brigitte Fuchs
Wohl sind die Königinnen der Blumenwelt die, die auf der Höhe des Frühlings blühen, Maiblumen, Jasmin und Rose. Aber auch noch am gefrornen Fenster dem schlanken Wuchs der über dem Wasserglase schwebenden Hyacinthe, dem Krokus, der noch aus dem Schneegefild heraus sein buntes Glockenköpfchen heben muss, zu lauschen, es kann über die Wonnen der Rosenzeit gehen. Erinnerung, Sehnsucht, Hoffnung sind die Begleiter der ersten Frühlingsboten und Sehnsucht beglückt oft mehr als Besitz.
Karl Ferdinand Gutzkow (1811-1878) deutscher Schriftsteller und Journalist
Quelle: Gutzkow: „Vom Baum der Erkenntnis“, Denksprüche, 1868
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Blau
Fotos Brigitte Fuchs
Wie kommt es, dass das, was tatsächlich gegenwärtig ist und sich gerade ereignet, das, was meistens nur vom gewöhnlichen Menschenverstand und einer alltäglichen Einsicht wahrgenommen wird, so dürftig und nüchtern erscheint, ohne den Lichtschimmer oder den blauen Schmelz, welchen wir auf entfernten Dingen liegen sehen?
Henry David Thoreau (1817-1862) amerikanischer Schriftsteller und Philosoph
Aus dem Tagebuch von Henry David Thoreau, 8. Dezember 1859
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Tropfen für Tropfen
Fotos Brigitte Fuchs
Wir können nicht den exakten Moment benennen, in dem eine Freundschaft entsteht. Wie ein Krug, der Tropfen für Tropfen gefüllt wird, bis ein letzter Tropfen ihn zum Überlaufen bringt, so gibt es bei der Freundschaft eine Vielzahl von Freundlichkeiten bis zu jener, die das Herz zum Überlaufen bringt.
James Boswell (1740-1795) schottischer Biograph
Fotos Brigitte Fuchs
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Wasser
Fotos Brigitte Fuchs
Wasser gibt nach, aber erobert alles. Wasser löscht Feuer aus oder, wenn es geschlagen zu werden droht, flieht es als Dampf und formt sich neu. Wasser spült weiche Erde fort oder, wenn es auf Felsen trifft, sucht es einen Weg, sie zu umgehen. Es befeuchtet die Atmosphäre, so dass der Wind zur Ruhe kommt. Wasser gibt Hindernissen nach, doch seine Demut täuscht, denn keine Macht kann verhindern, dass es seinem vorbestimmten Lauf zum Meer folgt. Wasser erobert durch Nachgeben; es greift nie an, aber gewinnt immer die letzte Schlacht.
Text von einem unbekannten Verfasser aus dem 11. Jahrhundert
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He Meister
Fotos Brigitte Fuchs
He Meister, ich habe grausame Langeweile und weiss gar nicht, was machen, und da habe ich gedacht, ich wolle etwas zur Gesellschaft. Aber ich weiss nur an einen Ort hin und weiss, wie es da geht, wie ich davon komme, das aber weiss ich nicht. Da dachte ich, es sei besser, daheim zu bleiben. Aber was soll ich daheim machen? Ins Bett mag ich nicht, im Stall ist es mir auch verleidet und ums Haus herum geht der Bisluft, es einem fast die Knöpfe ab den Kleidern nimmt, so dass es mich wegtreibt und gar nicht zu Hause dulden will. Meister, was soll ich machen?
Jeremias Gotthelf (1797-1854) Schweizer Pfarrer und Schriftsteller
Aus «Leiden und Freuden eines Schulmeisters»
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Dreikönigstag. Frage an die Kleinen:
Foto Brigitte Fuchs: gesehen durchs Fenster eines Kindergartens
Dazu – so denke ich mir – haben die Kindergarten- oder Primarschulkinder sehr gute und kreative Antworten,
wogegen wir Erwachsenen uns viel schwerer täten.
Zumal wir ja wissen, dass Königinnen und Könige auch nur begrenzten Einfluss aufs Weltgeschehen nehmen können.
Aber das Eine oder Andere liesse sich schon verbessern…
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