Archiv der Kategorie: Texte
Die grosse Ruhe
Foto Brigitte Fuchs
Die Natur ist die grosse Ruhe gegenüber unserer Beweglichkeit. Darum wird sie der Mensch immer mehr lieben, je feiner und beweglicher er werden wird. Sie gibt ihm die grossen Züge, die weiten Perspektiven und zugleich das Bild einer bei aller unermüdlichen Entwickelung erhabenen Gelassenheit.
Christian Morgenstern (1871-1914) deutscher Dichter und Schriftsteller
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Kneipe oder Kneippen
Foto Brigitte Fuchs: Kneippanlage in Egerkingen
Gesund bleiben und lang leben will jedermann, aber die wenigsten tun etwas dafür. Wenn die Menschen nur halb soviel Sorgfalt darauf verwenden würden, gesund zu bleiben und verständig zu leben, wie sie heute darauf verwenden, um krank zu werden, die Hälfte ihrer Krankheiten bliebe ihnen erspart.
Sebastian Kneipp (1821-1897) deutscher römisch-katholischer Priester aus Bayerisch-Schwaben, der als Kaltwassertherapie betreibender Hydrotherapeut und Naturheilkundler bekannt wurde.
P.S. Da hat wohl jemand die Kneipe im Kopf gehabt und nicht den Naturheilkundler Sebastian Kneipp und deshalb die Kneippanlage mit nur einem p geschrieben.
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Farbenrausch
Fotos Brigitte Fuchs
Sooft ich in die wunderbare Welt hineinblicke und mir vorstelle, ich schaute sie zum erstenmale an, so verwundre ich mich jedesmal über die unendliche Mannigfaltigkeit der Formen, über die verschiedenartigen Gebärden, die jedes Wesen unter den übrigen macht. (…)
Aber noch seltsamer fällt es mir auf, wenn ich die unterschiedlichen Farben betrachte, wodurch alle Gegenstände noch mehr getrennt, und denn gleichsam wieder verwandt und befreundet werden.
Wilhelm Heinrich Wackenroder (1773-1798) deutscher Schriftsteller
Aus „Phantasien über die Kunst für Freunde der Kunst“, posthum herausgegeben von Ludwig Tieck 1799 (gelesen bei Aphorismen.de)
Fotos Brigitte Fuchs
Es sind Harmonien und Kontraste in den Farben verborgen, die ganz von selbst zusammenwirken.
Vincent van Gogh (1853-1890) holländischer Künstler
Fotos Brigitte Fuchs
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Wenn man nur …
Fotos Brigitte Fuchs
Wenn man nur die wahre von der falschen Liebe unterscheiden könnte, so, wie man essbare von giftigen Pilzen unterscheidet! Mit Pilzen ist es so einfach – man salzt sie gut ein, legt sie zur Seite und wartet geduldig. Aber bei der Liebe – sobald man auf etwas gestossen ist, das auch nur die entfernteste Ähnlichkeit damit aufweist, ist man vollkommen sicher, dass es nicht nur ein echtes Exemplar ist, sondern vielleicht der einzige noch nicht gepflückte echte Pilz. Es braucht eine schreckliche Menge giftiger Pilze, bis man einsieht, dass das Leben nicht ein grosser, essbarer Pilz ist.
Katherine Mansfield (1888-1923) neuseeländische Schriftstellerin
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Blumenstrauss
Foto Brigitte Fuchs
Einen Blumenstrauss verschenken, einem armen Menschen zuhören, ein Kind erfreuen oder einem Menschen durch Verstehen helfen, dasein für irgendeinen, den Gott verliess und der sich auf dieser schrecklichen Welt nicht mehr zu trösten weiss, dem sie alle hinweggelaufen sind, das sind die grossen Dinge des Lebens!
Die ganz kluge Welt mit ihren Examen und Armeen und Richtern aller Sorten ist nicht das Grosse und Notwendige.
Helene Böhlau (1856-1940) deutsche Schriftstellerin und Vorkämpferin für Frauenrechte, verheiratet mit Omar al Raschid Bey
Aus ihrem Roman „Das Haus zur Flamm“ 1907
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Trau, schau, wem
Foto Brigitte Fuchs
Trau, schau, wem –
Unbequem.
Trau keinem mehr –
Das geht schon eh’r;
Trau unbekümmert allen –
Möcht‘ mir am besten gefallen.
Zum Wahlspruch hatt‘ ich mir’s genommen,
Doch ist mir’s oft nicht gut bekommen.
Bruno Alwin Wagner (1835-1917) deutscher Theologe, Gymnasiallehrer und Philologe
Aus „Gesammelte Reisesprüche für die Wanderung durch das Leben“, 1903
Foto Brigitte Fuchs
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Wo die wilden Kerle weiden…
Fotos Brigitte Fuchs: abendlich weidende Schafherde in den Aareauen bei Ruppoldingen
Ich wünsche dir die Fröhlichkeit
eines Vogels im Ebereschenbaum am Morgen,
die Lebensfreude eines Fohlens
auf der Koppel am Mittag,
die Gelassenheit eines Schafes
auf der Weide am Abend.
Altirischer Segenswunsch
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Fragen über Fragen
Kaum hatte der Landwirt am frühen Nachmittag des 19. August begonnen, das abgeerntete Getreidefeld zu pflügen, tauchten am Himmel vierzehn Störche auf, liessen sich hinter dem Traktor nieder und pickten mit ihren langen Schnäbeln gierig allerlei Kleingetier aus den Erdschollen.
Mir ist es ein Rätsel, woher die Störche, die in dieser Umgebung sonst nie gesichtet werden, erfuhren, dass genau hier ein Feld gepflügt wird. Auch habe ich keine Ahnung, woher die Vögel kamen, sie müssen von weit hergeflogen sein, denn in der Nähe gibt es keine Storchenkolonie.
Dann, nachdem sie sich den Bauch vollgefressen hatten, blieben sie bestimmt eine halbe Stunde wie angewurzelt in einer Reihe stehen. Auch das kann ich mir kaum erklären: zur Verdauung, aus Erschöpfung? Oder legten sie einfach eine längere Pause ein?
Schliesslich spazierten sie gemächlich auf dem Acker herum, wichen dem Traktor, der noch immer seine Bahnen fuhr, nur minimal aus, pickten sich da oder dort einen Schnabel voll auf oder staksten quer über das Feld, mal allein, mal in kleinen Gruppen.
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Erst Stunden später, der Bauer hatte seine Arbeit längst verrichtet und die Sonne war bereits hinter dem Horizont verschwunden, war die Flotte plötzlich weg und wurde seither nicht wieder gesehen…
Brigitte Fuchs
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Und dreh mich nach dem Wind
Foto Brigitte Fuchs
Rätsel
Wer hoch will stehen wie ich,
Nimmt oft zum Muster mich.
Es gehe wie es will,
Ich bin zu allem still,
Am hellen Tage blind,
Und dreh mich nach dem Wind.
Verfasser/in unbekannt
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Jeder Baum
Fotos Brigitte Fuchs
Jeder Baum, jede Hecke ist ein Strauss von Blüten und man möchte zum Maienkäfer werden, um in dem Meer von Wohlgerüchen herumschweben und alle seine Nahrung finden zu können.
Johann Wolfhang von Goethe (1749-1932) deutscher Dichter und Universalgelehrter
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