Archiv der Kategorie: Gedichte
Waldspaziergang im Frühling
Fotos Brigitte Fuchs
Lob des Frühlings
Saatengrün, Veilchenduft,
Lerchenwirbel, Amselschlag,
Sonnenregen, linde Luft!
Wenn ich solche Worte singe,
braucht es dann noch grosser Dinge,
Dich zu preisen, Frühlingstag?
Ludwig Uhland (1787-1847) deutscher Dichter, Jurist und Politiker
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Himmelwärts
Foto Brigitte Fuchs
Andre haben andre Schwingen,
Aber wir, mein fröhlich Herz,
Wollen grad hinauf uns singen,
Aus dem Frühling himmelwärts!
Joseph von Eichendorff (1788-1857) deutscher Dichter, Novellist und Dramatiker
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Der Frühling
Foto Brigitte Fuchs
Wenn aus der Tiefe kommt der Frühling in das Leben,
es wundert sich der Mensch, und neue Worte streben
aus Geistigkeit, die Freude kehret wieder
und festlich machen sich Gesang und Lieder.
Das Leben findet sich aus Harmonie der Zeiten,
dass immerdar den Sinn Natur und Geist geleiten,
und die Vollkommenheit ist Eines in dem Geiste,
so findet vieles sich, und aus Natur das meiste.
Friedrich Hölderlin (1770-1843) Deutscher Dichter
Foto Brigitte Fuchs
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Prinzenrolle
Fotos Brigitte Fuchs
An den ungeraden Tagen lässt er
sich todesmutig ins Fangnetz fallen
da steht man wenigstens wieder auf
bis zur Premiere der königlichen
Partnersuchbörse ist noch etwas Zeit
für Arm- und Beinarbeit einmal die
Woche wirft er Gold in den Brunnen
für die Schönste im Land wie wird er
sie erkennen die Süsse wenn nicht an
ihrem blutleeren Schuh wenn nicht
an ihrer Schokoladencremeseite
Brigitte Fuchs
Aus „Musik von weit her“, Gedichte, edition 8, 2020
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Frühling
Foto Brigitte Fuchs
Als dann der Frühling im Garten stand,
Das Herz, ein seltsam Sehnen empfand,
Und die Blumen und Kräuter und jeder Baum
wachten auf aus dem Wintertraum,
Schneeglöckchen und Veilchen hat über Nacht
der warme Regen ans Licht gebracht,
Aus Blüten und dunkler Erde ein Duft
durchzog wie ein sanftes Rufen die Luft.
Percy Shelley (1792-1832) britischer Schriftsteller der englischen Romantik
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Frühlings-Tanka
Fotos Brigitte Fuchs
Wie mein alter Freund
heute von mir denken mag,
weiss ich leider nicht.
Doch des Gartens Blütenduft
trifft mich wie in alter Zeit!
Ki no Tsurayuki (883-946) japanischer Haiku und Tanka-Dichter
Aus einem „Brief an einen Freund vor einem Besuch“
Fotos Brigitte Fuchs
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Was der Frühling alles tun muss
Foto Brigitte Fuchs
Erst die Sonne höher heben,
dann die Gräser grün anstreichen,
allen, die auf Erden leben,
brüderlich die Hände reichen,
Schlangen häuten, Schatten schwärzen,
Felder kämmen, auch die Wiesen,
sorgen, dass Kastanienkerzen
brennen, Weidenruten schiessen,
für die Vögel Noten schreiben
und die Rosenblätter zählen,
mit den Kindern Unfug treiben,
Wäldern neue Farben wählen,
Käfern ihre Panzer putzen,
Zäunen guten Morgen sagen,
Tau als Schmuck für Gras benutzen,
Licht in Mauselöcher tragen,
weil die Bienen gern was hätten,
Honig in die Blüten stecken,
alle Katzenfelle glätten –
und die Kinder morgens wecken!
Ja der Frühling hat zu tun,
und was machen wir denn nun?
František Halas (1901-1949) tschechischer Dichter und Schriftsteller
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Zukunftssorgen
Foto Brigitte Fuchs
Korf, den Ahnung leicht erschreckt,
sieht den Himmel schon bedeckt
von Ballonen jeder Grösse
und verfertigt ganze Stösse
von Entwürfen zu Statuten
eines Klubs zur resoluten
Wahrung der gedachten Zone
vor der Willkür der Ballone.
(…)
Christian Morgenstern (1871-1914) deutscher Dichter und Schriftsteller
Erste von fünf Strophen des gleichnamigen Gedichtes in „Palmström“
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Ihr reglosen Augen, ihr sinnlosen Augen
Fotos Brigitte Fuchs
Ihr reglosen Augen, ihr sinnlosen Augen,
Was starrt ihr ins Weite, als wolltet ihr saugen
Die Ferne bei Tag und bei Nacht?
Seid ihr in dem schönen Vergangnen versunken,
Das jählings erlosch wie des Wetterscheins Funken
Voll sterbend belebender Macht?
Vergebliches Sehnen! Nie werdet ihr sehen
Das Einst aus dem Grabe des Herzens erstehen
Beseligt erstrahlenden Blicks!
Nie werdet ihr es von dem Zufall erfragen,
Wohin er für immer von dannen getragen
Den sonnigsten Segen des Glücks!
Afanassi Afanassjewitsch Fet (1820-1892) russischer Dichter
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Vorfrühling
Fotos Brigitte Fuchs
Stürme brausten über Nacht,
und die kahlen Wipfel troffen.
Frühe war mein Herz erwacht,
schüchtern zwischen Furcht und Hoffen.
Horch, ein trautgeschwätz′ger Ton
dringt zu mir vom Wald hernieder.
Nisten in den Zweigen schon
die geliebten Amseln wieder?
Dort am Weg der weisse Streif –
Zweifelnd frag′ ich mein Gemüte:
Ist′s ein später Winterreif
oder erste Schlehenblüte?
Paul Heyse (1830-1914) deutscher Schriftsteller, Dramatiker und Übersetzer
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