Adventskalenderfenster XVII

Foto Brigitte Fuchs

 

17

 

Sie sitzt und schaut am Spiegel
Nur nach dem Mondenlicht,
Das rieselnd durch die Riegel
Des Faservorhangs bricht.

Als wie von Jadesplittern
Fliesst durch der Kammer Raum
Ein Glitzern und ein Zittern,
Und sie zieht, wie im Traum,

Anstatt ihr Haar zu kämmen,
Den Vorhang hoch empor,
Und Strahlen überschwemmen
Der Kammer offnes Tor.

Wie jetzt die Silberscheibe
Weiss leuchtend strahlt und blinkt;
Gleich einem Frauenleibe,
Von dem die Seide sinkt.

 

 

Tschan-Jo-Su (lebte im 19. Jahrhundert) Chinesischer Dichter

 

 

Dieser Beitrag wurde unter Bilder, Gedichte veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

26 Antworten auf Adventskalenderfenster XVII

  1. PepeB sagt:

    Mondsüchtig kann das Licht des Erdtrabanten einen werden lassen … Sein Leuchten umfließt und lockt voller Sanftheit — Haarekämmen wird da Nebensache …
    Toller Vorhang auf Deinem Foto, liebe Grüße
    Petra

    • Quer sagt:

      So ist es, Petra.
      Der Mond ist immer ein Ereignis und kann in magischen Momenten jede Weihnachtsbeleuchtung toppen. :–)
      Ebenfalls liebe Grüsse zu dir.

  2. Andrea sagt:

    OOO, wie wunderbar!!! Ein wunderbares Bild (ja: Bild und nicht Foto oder pic) und ein wunderbar fremd-wie bissl entrücktes- Gedicht.

    Danke für diesen schönen Tagesanfang!
    Andrea

  3. C Stern sagt:

    Einem Strahlen und Glitzern entkommen wir in diesen Wochen kaum – es ist allgegenwärtig!
    Dabei hält nichts Künstliches in Vergleichen einem wundervoll funkelnden Sternenhimmel und dem prächtigen Mond als heller „Scheibe“ am Himmel stand. Und das Schöne: Überall auf dieser Welt ist dieser Zugang möglich, kostenlos.
    Wir Menschen sollten alles daran setzen, dass klare Blicke auf diesen schönsten strahlenden Anblick überhaupt ungetrübt bleiben.
    Einen wunderbaren 3. Adventsonntag wünscht von Herzen C*!

  4. Quer sagt:

    Das sehe ich auch so, C Stern.
    All das Blinken und künstliche Leuchten in Dörfern und Städten ist ja im Grunde nur ein Ersatz für die fehlenden Lichtquellen am Himmel und ein Austricksen der „dunlen Jahreszeit“. :–)
    Danke und liebe Retourgrüsse zu dir.

  5. Eva sagt:

    Ein ungewöhnliches Gedicht – mich wuerde ja interessieren, wer es so schön fluessig schimmernd nachgedichtet hat, vielleicht Bethge?

    Liebe Gruesse von Eva

    • Quer sagt:

      Das stimmt, Eva, es ist ungewöhnlich.
      Über das Gedicht habe ich wenig herausfinden können: Es ist angeblich enthalten in der Sammlung „Der Völker Liebesgarten“. (Verlag: Julius Zeitler, Leipzig, 1909.) Herausgeber war damals Paul Seliger, aber ob er auch der Übersetzer war, kann ich nicht sagen. (Es scheint mir aber wahrscheinlich, dass es Hans Bethge war, denn er hat auch andere Texte von Tschan-Jo-Su aus dem Chinesischen übersetzt.)

      Dir einen lieben Gruss in den Tag.

  6. Edith sagt:

    Ein tolles, lichtvolles Gedicht mit passendem Foto.
    Einen lichtvollen, frohen 3. Advent wünsche ich dir
    von Herzen,
    Edith

  7. Gerhard sagt:

    Ein überraschender Vergleich zum Schluss
    Seide ist ja auch ein Genuss
    Wie er runtergleiten kann
    Das zieht in den Bann!

    Liebe Grüße Gerhard

  8. Wolfgang+Nießen sagt:

    Wow, liebe Brigitte,
    das ist wundervoll!

    Ich wünsche Dir einen ebenso wundervollen Sonntag.

    Viele liebe Grüße
    Wolfgang

  9. mona lisa sagt:

    „Mondbaden“ ist tatsächlich eine sinnliche Erfahrung,
    die hier poetisch beschrieben und von dir sinnlich sichtbar gemacht wird.
    Sehr sinnlicher Beitrag zum 3. Advent.
    Herzliche Grüße

  10. Quer sagt:

    „Mondbaden“ – wie „Waldbaden“ – können tatsächlich betörende, sinnliche Erfahrungen sein.
    Danke, Mona Lisa.
    Und auch dir einen sinnenreichen Sonntag!

  11. Syntaxia sagt:

    Wunderfeine Zeilen, die Bilder sind sofort im Kopf!
    Dein Foto passt mal wieder hervorragend, liebe Brigitte!

    Liebe Grüße aus der Kemenate im Nebelschein,
    Syntaxia

  12. Quer sagt:

    Schön, wenn es für dich passt, Syntaxia.

    Sei auch lieb gegrüsst. Hier scheint mir, als würde es die Sonne noch schaffen …

  13. Britta sagt:

    Feine Zeilen, die einem in den Bann ziehen. Der Mond hat was sinnliches, mystisches, faszinierendes und weibliches.
    Heitere Grüße und einen schönen 3.Advent.
    Britta

  14. Quer sagt:

    Das sehe ich auch so, Britta, und deine Gedanken zum Mond sagen mir sehr zu.
    Auch dir einen schönen restlichen Adventssonntag und liebe Grüsse.

  15. Anna-Lena sagt:

    Wieder eine so schöne Komposition in Text und Bild, liebe Brigitte.
    Ich hätte nie gedacht, wie faszinierend das Thema Fenster sein kann.

    Einen lieben Gruß in die letzte vorweihnachtliche Woche,
    Anna-Lena

  16. Quer sagt:

    Danke, Anna-Lena: Das ist ein Lob, das wie Honig auf der Zunge zergeht. :–)

    Hab auch eine freudige letzte Adventswoche und sei herzlich gegrüsst!

  17. Sonja sagt:

    Ganz viel Honiglobe schichte ich noch obendrauf, liebe Brigitte!

  18. Quer sagt:

    Herzlichen Dank, Sonja, für diese süsse Nachricht. :–)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert