Mein Lied

Foto Brigitte Fuchs

 

 

Einschneidend ist mein Lied und peinlich,
So frostig wie die Winternacht,
Es hätte sonst nach mir wahrscheinlich
Manch‘ Thörin Ähnliches gebracht;
In Versen rauh und lebensfeindlich,
Wie ich geweint, geflucht, gelacht,
So derb-unkünstlich, geistig-kleinlich,
So tief gefühlt und – seicht gemacht.

 

 

Ada Christen (1839-1901) österreichische Schriftstellerin und Dichterin

 

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12 Antworten auf Mein Lied

  1. andrea sagt:

    jaaaa, in diesem gedicht finde ich mich wieder. wobei es mich verblüfft, dass sowas schon vor so langer zeit gedacht (befürchtet) wurde. entweder bin ich noch viel älter, als ich bin, oder aber das thema ist eines, das es schön lang gibt. natürlich hoffe ich auf zweiteres! 😉

    liebe grüße, andrea

  2. quersatzein sagt:

    Mit zweiterem liegst du bestimmt richtig, Andrea.
    Auch unseren Vorfahren und Vordenkerinnen waren Gedanken und Gefühle dieser Art nicht fremd, meine ich. :–)

    Einen lieben Heutegruss.

  3. Eva sagt:

    Es war vielleicht in ihrer Zeit nicht so leicht, sich von dem „Künstlichen“ und Netten zu entfernen, das als die weibliche Provinz erachtet wurde. Das ist hier meine Vermutung, aber ich weiß in Ada Christens Fall darüber zu wenig.

    Liebe Grüße von Eva

    • quersatzein sagt:

      Das denke ich auch, Eva, dass es damals um ein Vielfaches schwieriger war, sich als Frau ehrlich und kritisch zu äussern oder gar zu positionieren.
      Wie das in ihrem persönlichen Lebensumfeld war, ist mir allerdings auch nicht bekannt.

      Einen lieben Dank und Gruss zu dir.

  4. Valentina sagt:

    Tief zerknirscht, die Seele, von Selbstzweifeln geplagt und unter den Füssen knirscht der Schnee unter den Stiefeln der unglücklichen Frau.
    Möge der klare Wintertag ihr verzeihende und frische Gedanken bringen.

    Eine sehr gute Kombination von Bild und Worten!
    lieben Gruss und einen heiteren Samstag!

  5. quersatzein sagt:

    So sieht es zumindest aus, Valentina.
    Ja, wünschen wir einander frische und frohgemute Gedanken!
    Sie tragen uns durch den voraussichtlich neblig-grauen Tag. :–)

    Lieben Dank und schöne Grüsse zu dir.

  6. Edith Hornauer sagt:

    Ich denke, sie ist mir sehr ähnlich – eben oft eine Thörin, vielleicht manchmal auch peinlich – aber stets ehrlich. Dieses Gedicht ist fantastisch, liebe Brigitte. Danke fürs Lesen dürfen, ich werd mal nach der Autorin schauen …
    Herzliche Grüße in deinen Samstag. Hier gewinnt gerade die Sonne gegen den dichten Nebel.

  7. quersatzein sagt:

    Sie war jedenfalls schonungslos offen. :–)
    Auf folgendem Link ist viel über sie zu erfahren:

    https://www.flaneurin.at/5318-2/

    Herzlichen Retourgruss zu dir, Edith.
    (Von der Sonne ist hier noch nichts zu sehen.)

  8. Sonja sagt:

    Peinlich und lebensfeindlich, seltene Worte in Gedichten…
    Aber interessant wie auch das Foto, bei dem ich genauer hinschaute, ob Mann oder Frau…
    Grüße von Sonja

  9. quersatzein sagt:

    Es ist eine Frau.
    Ja, das Gedicht geht weit über die damaligen Gepflogenheiten hinaus, was es ihr nicht einfach machte.
    Liebe Grüsse zu dir, Sonja

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