Sommer für Sommer

Foto Brigitte Fuchs: Blick vom Schloss Heidegg auf den Baldeggersee

 

 

Die ganze Zeit liegt noch gefaltet in

der Truhe diese morgenfrische Aussteuer

für eine wie mich jedem Tag müssen wir

Rede und Antwort stehen trunken von

Begehrlichkeiten und eingeschüchtert

vom Weltgewirr woran sind wir denn

Schuld Liebster sieh nur am Steilhang

reift der Wein und dein Hemd duftet

nach Rasenschnitt und Oleander

 

Brigitte Fuchs
Aus „Musik von weit her“ Gedichte, edition 8, Zürich 2020

 

Foto Brigitte Fuchs: Blick vom Schloss Heidegg in Gelfingen/LU

 

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26 Antworten auf Sommer für Sommer

  1. mano sagt:

    um das weltgewirr und anderes schweres aus den gedanken zu scheuchen (es dabei aber nicht aus den augen zu verlieren), muss ich mich öfter in duftende rosengärten begeben, weite blicke aufsaugen und kerzen in alten kirchen anzünden.
    gute wünsche in die woche!
    mano

  2. Quer sagt:

    So geht es mir auch, liebe Mano.
    Man muss sich die Last des Weltgeschehens ab und an mit schönen Eindrücken und Gesten vom Leibe halten.
    Die guten Wünsche verdanke und erwidere ich gerne.

  3. merlin sagt:

    ein schöner ort begleitet von wunderbaren zeilen.
    deine sprachbilder lassen den tag sanft kommen 🙂
    herzliche morgengrüsse zu dir / euch.

  4. Quer sagt:

    Danke Merlin. Hier unterstreichen ein paar morgentliche Regentropfen diese Sanftheit und machen Hoffnung auf mehr davon. (Die Nacht war noch tropisch heiss und ohne Niederschlag.)
    Sei ebenfalls herzlich gegrüsst!

  5. mona lisa sagt:

    Diese (poetische) Zartheit sollte man sich auch im Weltgewirr erhalten.
    Mir gefällt sehr, wie du es zum Ausdruck bringst.
    Herzliche Morgengrüße

  6. Quer sagt:

    Das freut und ehrt mich, Mona Lisa.
    Hab Dank dafür.
    Ja, lassen wir uns die schönen Zartheiten nicht zu sehr von den vielen Schreckensbildern zuschütten!
    Liebe Morgengrüsse zurück.

  7. seelenruhig sagt:

    Wie schön deine Zeilen – ich finde mich darin wieder,
    liebe Grüße von Ellen

  8. Quer sagt:

    Das ist schön und freut mich, Ellen.
    Danke und liebe Grüsse.

  9. Eva sagt:

    Ja, „woran sind wir“, und die Schuld folgt auf dem Fuße, daran kommt keine Menschenzukunft vorbei, aber – die Sommerrosen, der reifende Wein …

    So ist es, liebe Grüße von
    Eva

  10. Quer sagt:

    So ist es, leider und nicht abzustreiten.
    Aber die Sommerrosen…

    Sei in diesem Sinne lieb gegrüsst, Eva!

  11. Gerhard sagt:

    „Eingeschüchtert vom Weltgewirr“ , das ist bitter wahr.
    Dennoch duftet es und dennoch summt es!

    Liebe Grüsse
    Gerhard

  12. PepeB sagt:

    Genau, liebe Brigitte, ab und zu muss man den Blick abwenden vom Weltgewirr und in seine unmittelbare Umgebung und am besten auf was Schönes schauen.
    Duftige Grüße
    Petra

  13. Andrea sagt:

    Es ist Morgen, ein Liebespaar steht am Fenster oder auf einem Balkon und schaut in die morgendliche Landschaft, die sich vor ihren Blicken auftut – so stelle ich mir die Situation vor. Die beiden sind mit der Landschaft, der Natur verwoben, bzw. erlebt es das lyr. Ich so: so riecht der Liebste nach Oleander und Grasschnitt und dem lyr. Ich öffnet sich der Anblick wie die Truhe der – ihrer – Aussteuer. Also wie die Ausstattung, mit der die Frauen seinerzeit ins erwachsene Leben gestartet sind. Mittlerweile reift schon der Wein, das Leben ist also schon fortgeschritten. Im Kontrast zu dieser Natur/Lebenslauf – Ebene steht das Weltgeschehen, das verwirrt und Schuld zu bringen scheint. Oder zumindest den Gedanken, dass die beiden (Mit?)Schuld tragen könnten. Da gibt es Begehrlichkeiten (ich habe da auch die Assoziation zu Adam und Eva, wo ja auch die Begehrlichkeit zur Schuld und selbige dann zum Rauswurf aus dem Paradies geführt hat). Jedem Tag muss Rede und Antwort gestanden werden … jeden Tag fällt das lyr. Ich aus der (paradiesischen?) naturgebundenen Selbstverständlichkeit heraus – ganz einfach, weil ein Mensch ist und denken, reden, antworten – sich verantworten kann? Muss? Müsste?

    Ein sehr schönes, sehr sinnliches Gedicht mit gleichzeitig viel Gedankenspielraum ist das!

    Liebe Grüße (aus meiner Gartennatur!) Andrea

  14. Quer sagt:

    Dass du diesen Gedankenspielraum so umfassend erforscht und in deine Worte gefasst hast, ist schön, Andrea, und feut mich.
    Ja, das alles kann mitschwingen bei einem solchen Text.

    Hab Dank und sei lieb gegrüsst!

  15. Sonja sagt:

    Andreas Kommentar ist fantastisch und sie sagt mit ihren Worten etwas über den Gedankenspielraum, den Bilder und Text so gut in die Wege leiten…
    Hach…
    Viele Grüße aus leicht abgekühlten Landen von
    Sonja

  16. Quer sagt:

    Oh ja, die Interpretation von Andrea ist genial. (Besser hätte ich nicht Auskunft geben können über die Zeilen.)
    Lieben Dank dir, Sonja, und schöne Grüsse.
    Von Abkühlung können wir hier noch nicht sprechen…

  17. Hausfrau Hanna sagt:

    Worte,
    liebe Frau Quer,
    die ich nochmals lese. Und nochmals.
    Danke dafür!
    Auch für den Blick in die Weite der Landschaft und des Liebsten Duft nach sommerlichen Alltagsverrichtungen …

    Einen ganz herzlichen Gruss vom Lande
    Hausfrau Hanna

  18. Quer sagt:

    Vielen Dank, liebe Hausfrau Hanna.

    Herzliche Sommertaggrüsse zu Ihnen vom Land aufs Land.

  19. Helmut sagt:

    Oh, diese Töne: “ jedem Tag müssen wir
    Rede und Antwort stehen“ – ja, und warum es immer so sein muss? Da ist doch der Geruch des Hemdes! Ja!

    Liebe Grüße
    Helmut

    • Quer sagt:

      Wahrscheinlich, lieber Helmut, war da schon etwas dichterische Überhöhung am Werk. Ganz so arg ist es in der Regel nicht mit der Forderung der Tage. :–)

      Lieben Feierabendgruss.

  20. Valentina sagt:

    Da ist eine Essenz von Wahrheiten in einem sehr tiefsinnigen Gedicht zu finden.
    Ich gratuliere dir, liebe Brigitte, du bringst es auf den Punkt!
    Herzlichen Gruss!

  21. Quer sagt:

    Vielen Dank, liebe Valentina.
    Es tut gut, wenn man solche Rückmeldungen bekommt.
    Man versucht ja beim Schreiben, den Nerv der Zeit irgendwie und möglichst auf exemplarische Art zu treffen.
    Einen herzlichen Abendgruss zu dir.

  22. Lo sagt:

    „…und dein Hemd duftet
    nach Rasenschnitt und Oleander“
    Ein wunderschöner Satz, liebe Brigitte.

  23. Quer sagt:

    Freut mich, lieber Lo, dass du Gefallen daran findest.
    Einen lieben Heutegruss zu dir.

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